„Abschalten!“ – das klingt, als würde man den Schalter einer Maschine umlegen. Und doch ist das Bedürfnis abzuschalten zutiefst menschlich und eine Notwendigkeit, um wieder energetisch aufzutanken. Was bedeutet abzuschalten und wie kann man es bei ständiger Erreichbarkeit schaffen abzuschalten?
Erfahrungen sammeln mit der vergleichsweise neuen Technologie
Schon Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe sprach in seinem „Zauberlehrling“ von den Geistern, „die ich rief“. Gemeint war ein verhexter Besen, der nicht mehr aufhören wollte, Putzwasser zu holen und so Gefahr lief, das Haus zu überfluten. Das praktische Helferlein hatte sich unbeabsichtigt zur Plage entwickelt. Kein Wunder, auch der Umgang mit den Möglichkeiten neuer Technologien will erst einmal gelernt sein. Jeder muss erst Erfahrungen damit sammeln und dann seinen eigenen Rhythmus bei der Aneignung dieser Technik finden. Das geht nicht von heute auf morgen. Zumal, wenn man bedenkt, dass das Smartphone moderneren Zuschnitts gerade mal erst seinen zehnten Geburtstag gefeiert hat.

Die Aufmerksamkeitsleistung am Smartphone
Die Möglichkeiten am Smartphone sind aber auch so vielfältig, dass sie viel Aufmerksamkeit erfordern: private und berufliche Kommunikation, Paketnachverfolgung, neue Apps, Fotos und Videos über YouTube, Fernsehen über Netflix oder Mediatheken – all das, was vorher verteilt und breit gestreut war, wird nun zentralistisch vereinigt auf einem recht kleinen Bildschirm. Die Anspannung beim Betrachten dieses Bildschirms mag unter anderem auch daher herrühren, dass er so klein ist. Wohl noch nie gingen von so einer kleinen Fläche so vielfältige und zahlreiche Impulse aus. Wer sein Smartphone intensiv nutzt, mag der Meinung sein, dass es mehr bietet oder spannender ist als das reale Leben außerhalb dieses virtuellen Raumes.
Digitale Entsagung?
Moderne Technologien erlauben uns in der segensreichen und Zeit sparenden Vernetzung kommunikativ jede Entfernung zu überwinden. Das hat jedoch dazu geführt, dass wir nicht mehr abschalten können. Wir leben, als befänden wir uns selbst in einem permanenten Stand-by-Modus. Die Geister, die wir riefen, um uns das Leben zu erleichtern, erschweren es uns zugleich. Wie schön wäre es, ganz „oldschool“ nicht mehr sofort erreichbar zu sein wie in den Vorvernetzungszeiten? Dann aber müssten wir uns den medialen Verlockungen entziehen und könnten nicht mehr all die Benachrichtigungen unserer Apps sehen.
Wir berühren unser Handy öfter als den Menschen, den wir lieben
Einer Studie zufolge berührt ein durchschnittlich aktiver Smartphone-Nutzer sein Gadget über 2.600-mal täglich, ein Intensivnutzer über 5.400-mal. In einer anderen Studie haben Wissenschaftler herausgefunden, dass man am Tag 88-mal aufs Smartphone schaut, indem man es entsperrt:
• 35-mal wegen der Uhrzeit und eventuell eingegangener Nachrichten,
• 53-mal um zu chatten, zu surfen oder um eine App zu nutzen.

Kurze Aufmerksamkeitsspannen: Der kleinteilige Alltag
Teilt man diesen Wert durch die Anzahl der Minuten der 24 Stunden eines Tages, ergibt sich, dass man durchschnittlich circa alle 16 Minuten aufs Smartphone schauen würde. Bedenkt man, dass es aber Phasen gibt, in denen man schläft und anderes tut, wird der Intervall tagsüber im Alltag noch kürzer. Würde man beispielsweise acht Stunden Schlaf vom Tag abziehen, würde man dem zufolge etwa alle elf Minuten aufs Handy schauen. Man muss sich nicht ausrechnen, wie sehr das die allgemeine Aufmerksamkeitsleistung beeinträchtigt.
Das Resultat ist, dass der Alltag durch die Smartphone-Nutzung kleinteilig segmentiert wird. Sich am Stück auf etwas zu konzentrieren, ist damit schwieriger geworden. Wer sich allerdings nicht lange einer Sache widmen kann und von ständigen Unterbrechungen bestimmt wird, gerät unter Stress. Das ist ein unauffälliger Medienstress, der im Hintergrund abläuft und verhindert, dass man tatsächlich völlig abschaltet und zur Ruhe kommt.
Privates und Berufliches vermischen sich
Dabei verschwimmen in der virtuellen Welt ständiger Erreichbarkeit auch Privatleben und Berufliches. Die Aussicht darauf, alles online checken und beobachten zu können, hat zur Folge, dass auch nach Feierabend E-Mails abgerufen werden. Die traditionelle Arbeitsauffassung von der strikten Teilung in Beruf und Freizeit, hat sich aufgeweicht oder zwischenzeitlich sogar aufgelöst gehabt.
Dabei ist erwiesen, dass man ohne harten Wechsel zwischen den Welten in einem moderaten Stressmodus verharrt, der durch Erwartungshaltungen geprägt ist: „Kommt die E-Mail doch noch heute? Was passiert wenn nicht? Wäre dann das Projekt gefährdet?“ Solche und andere Gedanken begleiten einen bis an den heimischen Küchentisch und führen dazu, dass die Aufmerksamkeit zwischen realem und virtuellem Leben geteilt ist. Eine qualifizierte Entspannung ist da kaum möglich.
Ausschalten und abschalten
Aber: Gesundheitsbeeinträchtigend wirkt nicht punktueller Stress sondern permanenter. Gerade jene Abläufe, die sich unserem Bewusstsein entziehen, führen zur Beanspruchung und können unsere Energiereserven aufzehren. Zum Glück gibt es längst eine Gegenbewegung: Die Abwesenheitsnotiz per E-Mail oder das berufliche Handy, das man im Urlaub zuhause lässt, gehören dazu. Eine qualifizierte Freizeit bedeutet, sich über berufliche Belange eine Zeit lang keine Gedanken mehr machen zu müssen.
Was bleibt, wäre der Privatstress. Denn auch im Privaten ist der permanente Blick aufs Smartphone-Display ein Faktor, der Unruhe und innere Nervosität kultiviert. Ein erster Schritt könnte es sein, die Anzahl der Apps zu reduzieren, der zweite, sich öfter mal vom Handy zu trennen. Vielleicht erst einmal auf Probe, um zu sehen, ob oder wie abhängig man davon ist. So wie man einen klaren Schnitt zur Arbeit macht, um wirklich entspannen zu können, könnte man im Ausschalten des Handys selbst am besten abschalten.
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